Offenbar meinen viele Menschen, mit einer Art Kurzformel den Wert des Taijiquan, den Nutzen auf den Punkt bringen zu können. Auf unglaublich vielen Internetseiten, die in Verbindung zum Taijiquan-Unterricht stehen, findet sich der Satz:
„Wer Tai Chi Chuan übt, wird beweglich wie ein Kind, kräftig wie ein Holzfäller und gelassen wie ein Weiser.“
Bewegliche Kinder haben wir alle schon einmal beobachtet, etwa das Baby, das genüsslich am großen Zeh nuckelt. Holzfäller, naja, derer kenne ich nicht so viele, eigentlich gar keine. Aber schwitzende Brautpaare, die gemeinsam durch einen Baumstamm sägen, habe ich auch schon öfter gesehen (und von ganzem Herzen bedauert). Bei den Weisen kommt mir am ehesten der Dalai Lama in den Sinn, den ich allerdings nicht persönlich kenne. Aber in den Medien erscheint er stets heiter und gelassen. Beweglichkeit, Kraft und Gelassenheit, das klingt alles super, nicht wahr? Der interessiert mich, dieser Satz. Um präzise zu sein, muss es heißen: Die Sätze. Denn es finden sich diverse Variationen davon. So viele, dass ich anfing, die obige Tabelle zur besseren Übersicht zu machen (das ist eine Art Berufskrankheit von mir). Ergebnis: Immerhin besteht bei der Person des Holzfällers Einigkeit. Alles andere variiert mehr oder weniger stark. Also alles nur eine Marketing-Phrase (ich bin treuer Fan von Phrasendreschmaschinen, ob analog oder digital)?
Schon die Einleitung ist voller Eventualitäten. „Man sagt“, „die Chinesen sagen“, „es heißt“, das ist doch alles sehr unbestimmt. Weder was zu tun ist, noch die daraus resultierenden Folgen scheinen gesichert zu sein: Reicht Tai Chi oder ist die Kombination mit Qi Gong erforderlich? Üben, regelmäßiges Üben, tägliches Üben damit es wird, werden soll, etwas macht? Aha!? Nein, das gefällt mir nicht, das ist mir zu „irgendwie“, zu beliebig, einfach unbefriedigend. Um etwas Licht in das Dunkel zu bringen, will ich nun untersuchen, ob meine eigenen Erfahrungen mit dem Taijiquan mit dem Spruch bzw. dessen Variationen in Übereinstimmung zu bringen sind.
Fortsetzung folgt…
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