Nun ist es bald wieder so weit und ich freue mich schon wie ein Stint auf das 3. Push Hands Treffen in Hassfurt. Als Roland von Loefen vor 2 Jahren dieses Treffen ins Leben rief, bin ich noch mit deutlich gemischten Gefühlen hingefahren. Ich hatte bis dahin keinerlei Erfahrungen mit Taiji-Praktizierenden aus anderen Stilrichtungen gemacht und fragte mich, was mich nun wohl erwartete. Da ich aber von den Workshops mit meinem Lehrer Wee Kee Jin bereits mit der Abfolge der drei Stand-Arten beim Pushen (V-Stand, Parallel-Stand, Bogenstand) vertraut war und miterlebt hatte, dass die Qualität der Push-Hands sich dadurch dramatisch verbesserte, war ich optimistisch die Tage in Hassfurt ohne Blessuren zu überstehen.
Das Ambiente ist einfach umwerfend! Veranstaltungsort ist die „Alte Mainmühle“, ein wunderschön restauriertes Gebäude, das direkt am Main liegt. Dort üben einige außerhalb der Trainingszeiten für sich allein. Manchmal auch mit schwimmenden Beobachtern.
Meine Erfahrungen
Im ersten Jahr empfand ich es als relativ anstrengend mit „Stilfremden“ zu pushen. Es bedurfte wirklich meiner vollen Konzentration. Mein Plan lautete: „Yielding, yielding, yielding.“ und er ging gut auf.
Yielding (to yield to someone) bedeutet für mich, dem Partner meine volle Aufmerksamkeit zu schenken und „zuzuhören“. Das gilt eh immer, aber wenn ich weder die Person noch die Stilrichtung kenne, dann gilt es gleich doppelt und dreifach. Zuhören, zuhören, zuhören. Wenn ich wirklich sicher bin, den anderen – also seine Struktur – zu verstehen (ich wünschte, die Menschheit würde das bei der verbalen Kommunikation auch einmal anwenden…), es mir also gelingt, mit dem Partner in Kontakt und Verbindung zu bleiben, erst dann und nur dann wäre es möglicherweise angebracht, über Möglichkeiten des Pushens nachzudenken. Da mir das Denken aber häufig meinen Push verdirbt, lasse ich es lieber sein. Das Agieren überlasse ich mehr und mehr meinem Körper, ohne Einmischung durch den Verstand.
Im vergangenen Jahr, beim 2. Push Hands Treffen, blieb ich bei meiner Yielding-Taktik. Es fiel mir insgesamt viel leichter, mich auf die teilweise sehr ungewohnten Bewegungen und überraschenden Angriffe einzustellen. Das habe ich für mich als Fortschritt gewertet, ich bin „anpassungsfähiger“ geworden, kann mich auf mein Gegenüber leichter einlassen.
Der „dramatische Push“ mit wegfliegendem Angreifer ist eh nicht mein Ziel. Ich suche ein Umfeld, in dem ich mich ausprobieren und üben kann. Zu erleben, dass meine Partnerinnen und Partner sich teilweise doch recht sehr bemühen mussten, mich überhaupt zu fassen zu bekommen, ist mir wertvoll und gibt mir ein gutes Gefühl. Für mich war es eine sehr wertvolle Erfahrung, dass mein Taijiquan nicht nur unter „Laborbedingungen“, im gewohnten Umfeld, „funktioniert“.
Ja, ich will da wieder hin!
Jetzt bin ich natürlich neugierig, wie die Entwicklung weiter gegangen ist, meine und die der anderen Beteiligten. Was mich darüber hinaus zum echten Fan des Push Hands Treffens gemacht hat, ist die heitere, gelöste und fröhliche Grundstimmung während der Veranstaltung, die auch viele andere so beschrieben. Die hat Claudia Sonnefeld in ihrem Video festgehalten.
https://www.facebook.com/taijischulejena.de/videos/vb.754344274593660/844579628903457/
Selten sind so freundliche Menschen in solcher Menge anzutreffen. Wie gesagt: Ich freue mich schon wie ein Stint…
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